Jan 092017
 

Stadtteilentwicklungsgespräche Lipperreihe

Version: 1.0, Datum: 09.01.2017

1 Grundlegende Materialien und der Rahmen für die Gespräche

1.1 Oerlinghausen

Oerlinghausen ist klassifiziert als eine „große Landgemeinde“. Die Stadt umfasst ein Gebiet von 32,7 Quadratkilometer. Die Ausdehnung des Stadtgebietes in Nord-Süd-Richtung beträgt rund sieben Kilometer, in Ost-West-Richtung fünf Kilometer[, geteilt durch einen Höhenzug]. Im Vergleich zu anderen Gemeinden gleichen Typs hat Oerlinghausen einen annähernd doppelt so hohen Anteil an Waldfläche. Dies liegt in der Lage im Teutoburger Wald begründet.

1.1.1 Bevölkerungszahlen und Fläche der Stadtteile (Wikipedia 2016)

Ortsteil Fläche Einwohner (einschl.
Zweitwohnsitz)
Oerlinghausen
(Kernstadt einschl. Südstadt)
9,20 km² 10.975
Helpup 13,46 km² 4.789
Lipperreihe 10,04 km² 3.362
Gesamt 32,7 km² 19.126

1.2 Die strategischen Stadtziele Oerlinghausens

  1. Der Haushalt der Stadt Oerlinghausen ist bis 2020 ausgeglichen
  2. Die Anzahl der Arbeitsplätze wird erhalten und neue Arbeitsplätze werden geschaffen
  3. Oerlinghausen wird als attraktiver Tourismusstandort entwickelt. (Dieses Ziel wird nach Erarbeitung einer groben Tourismuskonzeption beraten und gegebenenfalls beschlossen)
  4. Der Zugang zu den notwendigen Grunddaseinsfunktionen (Wohnen, Arbeiten, sich erholen, sich bilden, am Verkehr teilnehmen, in Gemeinschaft leben, Ver- und Entsorgen) wird für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Oerlinghausen gewährleistet
  5. Die Einwohnerzahl wird gehalten
  6. Mit natürlichen und endlichen Ressourcen wird schonend umgegangen.
  7. Die Identifikation der Bürgerinnen und Bürger mit der Stadt und das ehrenamtliche Engagement werden gestärkt

1.3 Ziele des Oerlinghauser Stadtmarketing

  1. Schaffung einer Dachmarke „Bergstadt Oerlinghausen“
    Unter dieser Dachmarke sollten alle bereits vorhandenen Angebote kultureller, gesellschaftlicher und touristischer Art koordiniert und vermarktet werden.
  2.  Organisation und Durchführung zielgruppenorientierter Veranstaltungen
    Zunächst ist zu klären, welche Zielgruppen gezielt angesprochen werden sollen. Einwohner der Stadt, die Mitarbeiter der Oerlinghauser Firmen oder externe Gäste aus den unterschiedlichen Bereichen. Zielgruppenorientierte Veranstaltungen und Angebote werden danach geplant, organisiert und durchgeführt.
  3. Vernetzung und gemeinsame Vermarktung der Ortsteil-Angebote
    Ein gesamtstädtisches Marketing soll das Stadtteil-Denken überwinden und auf eine einheitliche Vermarktung Oerlinghauser Angebote abzielen.
  4. Neu-Bürger-Service
    Für Neubürger und Ansiedlungswillige werden Auskünfte zu Baugebieten, Immobilien, Kita-Plätzen, Schulen, Arbeitsplätzen, Freizeitangeboten oder zum ÖPNV gebündelt bereitgehalten.
  5. Tourismus-Service
    Die Marketingorganisation wird zur ersten Anlaufstelle für Touristen und bündelt alle Informationen zu Attraktionen, Veranstaltungen, Sportangeboten, Festen oder Kulturveranstaltungen. Sie soll Auskunft geben über gastronomische Angebote sowie zu Übernachtungsmöglichkeiten in Oerlinghausen und der näheren Umgebung.
  6. Unternehmensservice
    Für Oerlinghauser Unternehmen und Geschäftsleute sollen 3 Servicebereiche angeboten werden:
    1. Lotsenfunktion für neue Mitarbeiter
      Neue Mitarbeiter erhalten hier Hinweise und Hilfen, die bei einem Arbeits- oder einem Wohnsitzwechsel von Interesse sind. Wohnen, Bildung, Kita-Plätze, öffentliche Einrichtungen, soziale Angebote, alle Fragen sollen gebündelt beantwortet werden können (vgl. Neu-Bürger-Service).
    2. Angebote für Beschäftigte
      Tourismus, Freizeit, Sport, Weiterbildung, Stadtfeste oder die Organisation einer betrieblichen Veranstaltung für die Beschäftigten Oerlinghauser Unternehmen. Gezielte Angebote sollen Oerlinghausen für die Beschäftigten auch in deren Freizeit attraktiv machen.
    3. Angebote für Geschäftskunden
      Für die zahlreichen nationalen und internationalen Kunden unserer Oerlinghauser Unternehmen und Unternehmer sollen gezielte Angebote und Rahmenprogramme für ihren Aufenthalt in unserer Stadt angeboten werden. Freizeit, Kultur, Sport, Tourismus, kulinarische Angebote auch in Kombination mit Beherbergungsbetrieben in Oerlinghausen und den umliegenden Kommunen.

1.4 Informationen zum Thema Grundschule

1.4.1 Grundschulverbund Lipperreihe-Südstadt – aktuelle und vergangene Schülerzahlen

in den letzten 6 Jahren 73-95 Schulanfänger
in relativ beständiger 4-Zügigkeit

1.4.2 Grundschule Helpup – aktuelle und vergangene Schülerzahlen

in den letzten 6 Jahren 61-78 Schulanfänger
in beständiger 3-Zügigkeit

1.4.3 Grundschulverbund Lipperreihe-Südstadt – zukünftig zu erwartende Schülerzahlen

bis 2021/22 im Grundschulverbund zwischen 85 und 93 Einschulungen
rechnerisch mindestens 4-zügig

1.4.4 Grundschule Helpup – zukünftig zu erwartende Schülerzahlen

Einschulungszahlen verringern sich 2016/17, 2017/18 etwas
2018/19 nur noch 2 Eingangsklassen
2019/20, 2020/21 rechnerisch 3 Eingangsklassen
2021/22 erneut 2 Eingangsklassen

1.4.5 Aktuelle bauliche Situation Lipperreihe

  • Verwaltung sehr klein, energetisch nicht saniert
  • Aula hat alte Fensterfassaden
  • Sehr niedriger Flur im Klassentrakt
  • Turnhalle entspricht nicht den Maßen einer genormten Einfachturnhalle
  • Anbau der Klassenräume hat nur den energetischen Standard von 1991
  • Barrierefreiheit nicht gegeben.

Die obigen Angaben entstammen der Präsentation „Weiterentwicklung des Grundschulverbundes Lipperreihe/Süd“. Die Bewertung/Kommentierung dieser Punkte durch ein Lipperreiher Elternteil sieht wie folgt aus:

Die Schule in Lipperreihe wurde grundsätzlich in den letzten Jahren immer wieder modernisiert (z.B. Dachkonstruktion und Dämmung des Hauptgebäudes und der Sporthalle,…) und durch die neuen Räume der OGS und Küchen sowie Mittagsräumlichkeiten sogar erweitert. Die Schule befindet sich insgesamt in einem ordentlichen Zustand. Bedarf für kleine und mittlere Anpassungen gibt es vielleicht in folgenden Bereichen:

  • Die Verwaltung ist eher klein und noch nicht energetisch auf dem neuesten Stand. Eine Aktualisierung sowie Erweiterung in Richtung Schulstraße oder Spielplatz sollte mit überschaubarem Investitionsaufwand machbar sein.
  • Die Aula hat heute alte Fensterfassaden bietet jedoch auch sehr gute und einfache Möglichkeiten der Renovierung und sogar Erweiterung in Richtung Spielplatz.
  • Der Flur im Erdgeschoss des Hauptgebäudes ist eher niedrig und würde wohl heute bei einem Neubau großzügiger dimensioniert werden. Jedoch ist dieser nicht unzulässig und hindert sicherlich auch nicht unsere Kinder am guten Lernen in ihren Klassenräumen.
  • Die Turnhalle entspricht nicht den aktuellen Maßen einer genormten Einfachturnhalle, reichte jedoch über Jahrzehnte als Sporthalle für die Klassen 1-4 aus. Eine Erweiterung der Halle sollte in Richtung Spielplatz bei Bedarf gut machbar sein. In Lipperreihe wurde schon vor vielen Jahren immer wieder eine Erweiterung für die Parallelnutzung der Halle durch den TuS beantragt und immer wieder zu Lasten einer neuen Halle in Helpup (2x) und der Südstadt abgesagt.
  • Der Anbau der Klassenräume hat nicht den aktuellsten energetischen Standard (Typ 1991) wie er heute bei einem Schulneubau verwendet werden würde. Er ist jedoch grundsätzlich nicht zwangsweise zu erneuern.
  • Eine Barrierefreiheit ist heute noch nicht gegeben. Die Nachrüstung einer Barrierefreiheit sollte allerdings gut möglich sein. Z.B. müsste es grundsätzlich möglich sein, Aufzüge vor das Hauptgebäude anzubauen. (Seite Schulstraße)

Hieraus ergibt sich, dass eine Renovierung der Grundschule in Lipperreihe eine mit überschaubaren finanziellen Mitteln machbare Variante darstellt. Nicht zu unterschätzen ist sicherlich der große Vorteil einer zum Schulbetrieb parallel stattfindenden Renovierung oder Erweiterung im Vergleich zu einem Abriss einer Schule und den damit entstehenden Problemen des Schulbetriebes in der Bauphase in provisorischen Gebäuden. Hervorzuheben sind die herausragenden Möglichkeiten einer Erweiterung der Schule auch in eine voll 3 zügige Grundschule. Dies könnte durch eine vollständige bauliche Umschließung des Schulhofes geschehen.

Ebenfalls ist die besonders geeignete Lage der gesamten Schuleinrichtung (Schule mit Sporthalle und 2 Außensportplätzen) mit Busanbindung, ausreichend Parkflächen, in einer verkehrsberuhigten und somit sicheren Zone für die kleinen Kinder hervorzuheben.

1.4.6 Aktuelle bauliche Situation Südstadt

  • Die aktuelle Raumhöhe beträgt 2,37 Meter und ist aufgrund der Fachwerkträger nicht zu verändern. Klassenräume haben im Allgemeinen eine Raumhöhe von 3 Metern.
  • Die Klassenraumgröße beträgt ca.51 m². In Neubauten werden für die heutigen Unterrichtsformen Raumgrößen von 72 m² als Standard angesehen, manche Konzepte fordern bis zu 85 m² Klassenraumgrößen.
  • Die Innenwände zum Flurbereich sind nur bis zur sichtbaren abgehängten Decke ausgeführt. Sie entsprechen weder den Anforderungen an Schallschutz noch an den Brandschutz in Schulen.
  • Beim Brandschutz wurden direkte Fluchtwege aus jedem Klassenraum errichtet, damit das Gebäude im Brandfall schnell geräumt werden kann. Brandabschnitte oder ein konstruktiver Schutz von Bauwerksteilen besteht nicht.
  • Barrierefreiheit nicht gegeben.

Hieraus ergibt sich, dass eine Renovierung in der Südstadt nicht in Frage kommt.

1.4.7 Anmerkungen

Es besteht Wahlfreiheit beim Einschulungsort. Ortsnähe bei der Wahl des Einschulungsortes ist (wenn überhaupt) nur dann ein Kriterium, wenn die sonstigen Rahmenbedingungen gleichwertig sind.

1.5 Gründe für die Involvierung von LiLi e.V.

Teile der strategischen Ziele Oerlinghausens tauchen immer wieder in Anträgen auf, so auch in einem Antrag „Entwicklungskonzept für den Bereich Lipperreihe-Zentrum“ der SPD-Fraktion vom 23. August 2016. Auf der Ratssitzung im Oktober 2016 wurde zu diesem Antrag zunächst beschlossen:

„Die Verwaltung wird beauftragt ein Gespräch mit dem LiLi-Verein zu führen und danach einen Vorschlag zum weiteren Vorgehen zu machen“

Nachdem entsprechende Gespräche geführt und ein Vorgehen vereinbart wurde, wurde dem Antrag in der Novembersitzung stattgegeben.

1.6 Die Vereinbarung

Gemeinsame Vereinbarung des Vereins „Leben in Lipperreihe e. V.“ und der
Stadtverwaltung Oerlinghausen zur weiteren Entwicklung
im Stadtteil Oerlinghausen-Lipperreihe

Unter Federführung des Vereins „Leben in Lipperreihe e. V.“ und unter Beteiligung der Vereine, der Bürgerschaft, der politischen Vertreter und der Verwaltung werden in Lipperreihe Stadtentwicklungsgespräche durchgeführt. Diese Entwicklungsgespräche sind nicht nur kurzfristig angedacht, sondern sollen einen langfristigen Prozess begleiten, an dessen Ende konkrete Perspektiven für die Stadtentwicklung in Lipperreihe aufgezeigt werden.

Hierzu sollen u. a. Fragen erörtert werden wie die grundsätzlichen Perspektiven zur Entwicklung Lipperreihes in den nächsten 10 bis 20 Jahren, welche Maßnahmen zur Erreichung dieser Perspektiven erforderlich sind, wie die Mindestinfrastruktur im Ortsteil erhalten werden kann, welche Perspektiven für eine Zentrumsentwicklung oder auch für den Grundschulstandort bestehen oder welche baulichen Entwicklungsperspektiven im

Bereich vorhandener oder neu zu schaffender Baugebiete möglich sind.
Nach Abschluss der Beratungen wird durch die Stadt ein Entwicklungskonzept für Lipperreihe erstellt und dem Rat zur Beratung und Umsetzung vorgelegt.

Neben dieser langfristigen Entwicklungsplanung sollen auch kurzfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Situation beraten und ergriffen werden, so u. a. Fragen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und der Schulwegsicherung und zur Stärkung der Einzelhandelsangebote vor Ort.

2 Was soll bei den Gesprächen passieren?

Der Prozess der Stadtteilentwicklungsgespräche startete mit einer Bürgerversammlung am 12.12.2016. Dieser Prozess wird sich sicherlich über mindestens 1 Jahr hinziehen, was aber natürlich Zwischenergebnisse nicht ausschließt.

Wenn es schon fertige Lösungen geben würde, hätte es das Gespräch mit dem Bürgermeister nicht gegeben und bräuchten wir uns heute hier vermutlich gar nicht zu treffen

Viele von uns – so haben es zahlreiche Gesprächen ergeben – haben das Gefühl, dass Lipperreihe im Vergleich mit den anderen Stadtteilen systematisch zu kurz kommt. Können wir das bestätigen?

Wir halten hier eine Chance für Lipperreihe in der Hand – und wir, d.h. die Mitglieder des LiLi e.V., bitten dabei um die Mithilfe der Bürger:

  • bei der Auswahl der Themen,
  • bei der Informationsbeschaffung,
  • bei der Gestaltung der Gespräche
  • und bei der Zusammenfassung der Ergebnisse

Unserer Meinung nach sollte der Fokus auf der Gesamtentwicklung Lipperreihes liegen, nicht nur auf dem „Zentrum“.

2.1 Die Gespräche – ein Prüfstein

Diese Gespräche werden aber auch ein Prüfstein sein – in mehrfacher Hinsicht:

  • für den Verein/die Bürger: Können wir diese uns selbst gestellte Aufgabe leisten?
  • für den Rat/Bürgermeister: Wie wird man mit den Ergebnissen umgehen?
  • für den Rat/Bürgermeister: Gelingt es, dass Vertrauen vieler Bürger Lipperreihes zurückzugewinnen?

Das Vertrauen der Lipperreiher Bürger – auch wieder so ein Ergebnis vieler Gespräche – in die Kommunalpolitik hat im Laufe des Jahres 2016 schwer gelitten.

2.1.1 Mögliche Themen für Arbeitsgruppen zur Stadtteilentwicklung

  • Grundschule / Erarbeitung eines Konzepts für die Erhaltung des Standortes Lipperreihe
  • Flächennutzungsplan / Baugebiete – Eine Bestandsaufnahme
  • Ortsnahe Angebote für Jugend, mittleres Alter und Senioren
  • Erhaltung und Verbesserung der Nahversorgung (LEH / Arzt / Apotheke / Bank / Post / …)
  • Zahlen, Daten und Fakten zum „5. Rad Lipperreihe“ – Stimmt das Gefühl oder stimmt es nicht?

3 Ergebnisse der Arbeitsgruppen vom 12.12.2016 + Vorarbeiten + Nacharbeiten

3.1 Allgemeine Vorbemerkungen

3.1.1 Strategische Stadtziele

Die strategischen Stadtziele aus Abschnitt 1.2 bilden einen Beschluss des Rates. Jedes Handeln des Rates, des Bürgermeisters und der Verwaltung muss daher an diesen Zielen gemessen werden.

Die Gründung des Stadtmarketingvereins zielt darauf, die Punkte 3 und 7 (und in Grenzen auch 2) dieser Ziele zu verwirklichen.
Für die Stadtteilentwicklung sind sicherlich die Punkte 4 und 5 am interessantesten.

Die Punkte 6 und vor allem 1 stellen eine allgemeine Begrenzung des Handels dar, die im Widerspruch zu den anderen Zielen stehen kann, bzw. den Aufwand begrenzt, der für die Erreichung dieser anderen Ziele aufgewendet werden darf.

3.1.2 Klassifikation Oerlinghausens

Die Klassifikation Oerlinghausens als „große Landgemeinde“ hat Konsequenzen für die Art und Weise, wie mit Ressourcen/Versorgung/Dienstleistung im städtischen Bereich umzugehen ist. Traditionelle, zentralistische Ansätze greifen bei einer „großen Landgemeinde“ nur schlecht. Im Prinzip hat man es in Oerlinghausen mit vier Kleinzentren (Kernstadt, Südstadt, Helpup und Lipperreihe) zu tun, bei denen die Grundfunktionen des täglichen Lebens (Nahversorgung, (Grund-)Schule, Kindergarten, medizinische Versorgung, etc.) unabhängig voneinander gewährleistet und lokal erreichbar sein müssen. Das bedeutet, dass das strategische Stadtziel 4 (und wünschenswert auch 5) für alle Stadtteile erreicht werden muss.

Die Südstadt ist nicht offiziell ein eigener Stadtteil, aber es gibt Studien, die das Gebiet separat betrachten. Das ist eine Ansicht, der wir hier – wenn erforderlich und nützlich – folgen.

3.2 Flächennutzungsplan / Baugebiete – Eine Bestandsaufnahme

Die Arbeitsgruppe bestand aus 4 Ratsmitgliedern (Herr Zimmermann, weitere Namen trotz Nachfrage nicht genannt), 3 Bürgern (Herr Danne, 1x unbekannt, Herr Struthoff)

3.2.1 Generelle Ausgangssituation

  • Oerlinghausen allgemein und speziell Lipperreihe verfügt über eine exzellente Verkehrsanbindung und ist ein attraktiver Standort für privates Wohnen und Gewerbe;
  • Der neue Flächennutzungsplan des Landes NRW erschwert die Entwicklung von Oerlinghausen und Lipperreihe, da keine neuen Flächen für Baugebiete (privat, Gewerbe, Industrie) genehmigt werden sollen (wobei Kommunen im Umland regelmäßig zeigen, dass Ausnahmen möglich sind);
  • Für Lipperreihe ist seit Jahrzehnten die Fläche zwischen Brückenweg und Holter Straße als Erweiterungsfläche vorgesehen. Der Eigentümer will jedoch nicht verkaufen;
  • Die Bebauungspläne für Lipperrreihe stammen aus den 60er Jahren und müssten überarbeitet werden;
  • Es gibt eine Vielzahl von Baulücken, die von den Eigentümern nicht für eine Bebauung angeboten werden.

3.2.2 Ziele und Empfehlungen

3.2.2.1 Allgemein
  • Lipperreihe soll wachsen. Mehr Bürger im Ortsteil bedeuten mehr Kunden für Geschäfte vor Ort, mehr Kinder für die Grundschule, usw.;
  • Der Ausweis weiterer Flächen für privaten Wohnungsbau ist voranzutreiben; denkbare Fläche z.B. das Gebiet zwischen Obere Reihe und Tunnelstraße. Falls die Bezirksregierung hierfür die Aufgabe anderer Entwicklungsflächen verlangt, sollten diese zunächst in heute bereits sehr gut ausgestatteten Stadtteilen wie Helpup identifiziert werden. Als letzte Maßnahme käme die Aufgabe der Fläche hinter dem Brückenweg in Frage;
  • Die Schließung von Baulücken mittels Identifikation der Flächen und Ansprache der Eigentümer, ob sie die Flächen für eine Vermarktung zur Verfügung stellen können;
3.2.2.2 Zu diskutieren
  • Die Änderung von Bebauungsplänen ggf. nur dann verfolgen, wenn der Eigentümer zur Vermarktung bereit ist (Beispiel „Im Hermstoffel“);
  • Prüfung, inwieweit Hinterbebauung auf großen Grundstücken aktiviert werden sollte. Dies ist auch für ältere Bürger eine Chance, da vielen große Grundstücke im Alter zu pflegeintensiv werden und sie gerne Teile des Grundstücks abgeben würden;
  • Fortführung des Programms „Jung kauft Alt“, um jungen Familien den Erwerb von Eigentum zu erleichtern;
  • In Lipperreihe fehlt es an seniorengerechtem Wohnraum. Viele Senioren fühlen sich in Lipperreihe wohl und möchten im Alter in ihrem gewohnten Ortsteil bleiben. Aufgrund des Mangels an adäquaten Wohnungen, müssen sie jedoch nach Alternativen in anderen Stadtteilen oder anderen Kommunen suchen.

3.2.3 Nächste Schritte

Die Anwesenden waren zur Gründung einer Arbeitsgruppe, die diese und ggf. weitere Themen voran treibt, nicht bereit. Nächste Schritte sind daher in diesem Bereich schwierig.

3.3 Grundschule

Ziel: Erarbeitung eines Konzepts für die Erhaltung des Grundschulstandortes Lipperreihe.

3.3.1 Was passiert, wenn Lipperreihe die Grundschule verliert?

Ohne Grundschule erfolgt sehr wahrscheinlich ein Wegfall von Zuzügen junger Familien nach Lipperreihe. Diesen Zuzug gibt es heute aufgrund der lokalen Einrichtungen an einem Ort wie Kita, Grundschule incl. Sportstätten.

Ohne Grundschule wird mittelfristig die gerade erst modernisierte und für weitere Gruppen erweiterte Kita nicht mehr in dem Maße benötigt. Es besteht Leerstandsgefahr!

Ohne die Auslastung der Sportplätze und Sporthalle durch den Grundschulbetrieb sind diese langfristig im Bestand gefährdet. Somit würden diese dann auch nicht weiter für den TuS Lipperreihe mit seinen vielen Abteilungen von Jung bis Alt zur Verfügung stehen. Alternativ hätte der TuS (also die TuS Mitglieder) die Nutzungs- und Unterhaltungskosten in Eigenregie zu tragen.

3.3.2 Fragen zur verkehrstechnischen Anbindung

Wie wird bei einer Grundschule nur in der Südstadt der Transport der Schüler für den im Sommer draußen auf dem Sportplatz stattfindenden Sportunterricht organisiert? Schulbusse zum Kalkofen Sportplatz? Hohe Kosten! Kaum zeitlich machbar wenn nur 1 Schulstunde Sport!

Die Schule Lipperreihe bietet eine überaus gute Infrastruktur für Autos mit ausreichend Parkplätzen und ist mit Busschleife für private Schulbusse aber auch den Linienverkehr (Linie 39) gut auch für Bürger aus Oerlinghausen, sowie den Nachbargemeinden Bielefeld-Dalbke und Sennestadt erreichbar. Die Schule ist in einem verkehrsberuhigten Gebiet auch fußläufig für Lipperreiher Kinder sicher erreichbar. Die Situation in der Südstadt ist deutlich schlechter und erfordert weitere verkehrstechnische Maßnahmen.

Der Schulstandort Lipperreihe ist per Schulbus mit einem durchfahrendem Bus aus der Kernstadt über die Südstadt erreichbar. Bei einem Schulstandort Südstadt müssten zwei Busse eingesetzt werden.

3.3.3 Thema Integration

Kinder aus der Südstadt haben bessere Möglichkeiten, sich außerhalb Ihres Wohnorts innerhalb der Schule Lipperreihe zu integrieren, als umgedreht. Innerhalb der Südstadt macht es Sinn, in Kombination für die Zeit nachmittags nach Schulschluss eine Begegnungsstätte für Jung und Alt zu schaffen.
Lipperreihe und Helpup haben eine Grundschule und die Kernstadt die weiterführenden Schulen – so wurde es 1969 ursprünglich „vereinbart“. Die an den Rändern von Oerlinghausen liegenden Grundschulen ziehen zusätzlich Kinder aus Randgemeinden nach Oerlinghausen. Diese Vorteile würden bei einer Grundschule in der Südstadt wegfallen – eine Grundschule, die ganz nebenbei die ursprüngliche „Vereinbarung“ bereits verletzt – wenn man die Südstadt nicht als eigenen Stadtteil sieht.

Oerlinghausen verliert Schüler! Darüber hinaus sprechen sich heute schon viele Lipperreiher KiTa Eltern gegen eine zukünftige Nutzung einer Grundschule in der Südstadt aus und möchten dann eher eine Grundschule in der Sennestadt oder Schloss Holte – Stukenbrock für ihre Kinder nutzen. Es besteht Abwanderungsgefahr!

3.3.4 Kurze Wege für kleine Kinder sind von Vorteil

Eltern wählen heute Lipperreihe als Wohnort, weil diese kleine geborgene Umgebung aus KiTa, Grundschule mit Sportstädten und angeschlossenem TuS an einem fußläufig erreichbarem zentralen Ort besteht (keine Großstadt!).

Direkt angrenzender Wald ist geeignet für die Realisierung von Schul- und Naturprojekten der Schüler.

Zwei Standorte und somit kleinere Schulen sind von Vorteil. Kleine Klassen ergeben eine bessere Förderung unserer Kinder. Genauer gesagt: kleine Schulen und Klassen machen den Unterschied. Das hat einer der international renommiertesten Erziehungswissenschaftler und Forscher, der ehemalige Bielefelder Professor Dr. Rainer Dollase, in seiner Veröffentlichung „Gruppen im Elementarbereich“ (Kapitel 3.4.2.) analysiert: „Hingewiesen werden aber muss auf die Ergebnisse aus mathematisch sehr sorgfältig durchgeführten Kontrollgruppen, dass kleine Einrichtungen, kleine Gruppen, kleine Klassen für Kinder außerordentlich wichtig sind. Das gilt auch für die Leistungen der Kinder im späteren Schulleben. In kleinen Klassen ist der Lehrer-Kind-Kontakt häufiger und personalisierter, die Kinder verhalten sich besser, sie interagieren mit Gleichaltrigen öfter, und sie werden von ihnen Gleichaltrigen seltener gemobbt…. Gerade Kinder mit Migrationshintergrund profitieren von einer engen Kind-Erzieherinnenbindung.

Praktisch setzt das einer der erfolgreichsten SPD-Bildungspolitiker Mathias Brodkorb in Mecklenburg-Vorpommern schon seit 2010/11 um. Er kann um neue Lehrer damit werben, dass seine Klassen im Durchschnitt 18 Schüler klein sind.

Während die Detmolder Schulrätin Bicker in der Diskussion um die Grundschulstandorte Lipperrereihe und Südstadt keine pädagogischen Konzepte, sondern nur Schlagworte parat hatte, stellte Brodkorb schon in 2/2016 ein Inklusionskonzept für sein Bundesland zur Diskussion. Neben kleinen Klassen, setzt er auf „eigene Klassen“ im Regelschulbetrieb, sowohl für körperbehinderte wie auch verhaltensauffällige Kinder. Denn bei der ersten Umsetzung von Inklusion erwies sich gerade die Regelbeschulung verhaltensauffälliger Kinder als größter Hemmschuh für die Akzeptanz von Inklusion und eine Überforderung der Lehrer. Zusätzlich schafft sein Bundesland 237 neue Stellen, um diese gesellschaftliche Mammutaufgabe zu stemmen.

„Wer Inklusion will, muss auch sagen wie’s geht“, hatte Dollase in der 3Sat-Sendung Nano gefordert, und wirft gerade der Detmolder Bezirksregierung „fehlenden Realitätssinn“ in dieser Debatte vor.

3.3.5 Kosten

Ein Auffrischen oder auch Erweitern der grundsätzlich guten Grundschule Lipperreihe muss eigentlich für den Stadthaushalt Oerlinghausen deutlich günstiger sein als ein Neubau einer Schule.

Das vorgebrachte Argument, dass sich ein Neubau über 80 Jahre abschreiben lässt, während eine Renovierung als Erhaltungsaufwand sofort voll im Haushalt zu Buche schlägt, ist so nicht ganz richtig. Handelt es sich bei der Baumaßnahme um eine Erweiterung / eine wesentliche Verbesserung (und darum dürfte es sich nach unserer Einschätzung handeln), fallen diese Aufwendungen sehr wohl unter die Herstellungskosten und sind aktivierbar (Beck’scher Bilanzkommentar zu § 255 375, 376).

Erweiterungsflächen um die Grundschule Lipperreihe sind ausreichend vorhanden. Ein Neubau in Lipperreihe statt in der Südstadt ist möglicherweise ebenfalls günstiger, da einige Einrichtungen erhalten bleiben können.

Außerdem sollte die Fernwärmeheizzentrale, die ja in der Schule untergebracht ist, Berücksichtigung in den Überlegungen und Kalkulationen wie zum Beispiel bei einer eventuellen Geländeweitervermarktung finden. Diese ist für große Teile der Wohnhäuser an der gesamten Schulstraße zuständig inkl. Kindergarten, sowie die Gebäude an der Ecke Dalbker Str. / Bachstr. Was passiert mit der Fernwärmeheizzentrale, welche Kosten entstehen hier?

3.3.6 Mögliche Modelle für die Grundschulen in Oerlinghausen

  1. Neubau 3 Züge Südstadt, Lipperreihe schließen
  2. Neubau 3 Züge Lipperreihe, Südstadt schließen
  3. Neubau 2 Züge Südstadt, Helpup und Lipperreihe machen je zweizügig nach Renovierung weiter, alles mit OGS, optional ein Grundschulgesamtverbund
  4. aUfbau auf volle 3 Züge mit Renovierung in Lipperreihe, Südstadt schließen

3.3.7 Wichtige Randbedingungen für die Betrachtung der Modelle

  • Was passiert jeweils mit dem laufenden Schulbetrieb in der Umbau-/Neubauphase?
  • Was kostet die Alternative? Wie belastet sie den Haushalt?
  • Wie sieht die verkehrstechnische Anbindung nach dem Um-/Neubau aus?

3.3.8 Allgemeine Randbedingungen für eine Entscheidungsfindung

  • Alle Alternativen müssen zunächst seriös dargestellt und von Politik und Bürgern kontrolliert, diskutiert und bewertet werden, bevor eine Entscheidung getroffen wird
  • Welche pädagogischen Konzepte sind tatsächlich sinnvoll?

3.3.9 Meinung: Jasper, 20 Jahre, zum Thema Grundschule

Bezüglich der Grundschulschließung habe ich folgende Gedanken: Ich denke, wenn die Grundschule geschlossen wird, verliert Lipperreihe eine ganze Menge an Attraktivität – sowohl für junge Familien, als auch für die Kinder in Lipperreihe. Dabei drängen sich mir insbesondere zwei Punkte auf:

1) Natürlich kenne ich die genauen Schülerzahlen der Grundschule Lipperreihe nicht und auch nicht die Zahl an Neubauten, die Zahl an neu-hinzugezogenen Familien, etc. und kann daher die Entwicklung in den letzten Jahren nur vermuten.

Ich glaube, dass die Nähe zur Grundschule und zum Kindergarten die zwei Hauptfaktoren sind, die junge Familien dazu bewegen, nach Lipperreihe zu ziehen. Fällt die Grundschule als Argument für unser kleines Dorf weg, so bin ich nicht sicher, ob wir als Wohnort für junge Familien noch viel zu bieten hätten. In der Annahme, dass die meisten jungen Familien ihren Wohnort entweder nach der Nähe zur eigenen Arbeitsstelle oder nach der Nähe zur Schule/Kindergarten ihrer Kinder auswählen, denke ich nicht, dass Lipperreihe unbedingt die erste Wahl wäre…

Wenn ich diese Überlegungen weiterführe und ein paar Jahre in die Zukunft schaue befürchte ich, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung (in Lipperreihe) in den nächsten Jahren noch deutlicher ansteigen wird und Lipperreihe zwangsläufig nach und nach „veraltet“.

Wenn ich mir nun überlege, welche demografische Altersgruppe in den letzten Jahren für Entwicklungen in unserem Ort gesorgt hat, so sind zwar oft erfahrene Menschen an der Planung und Leitung von bestimmten Vorhaben beteiligt, aber ich glaube die Energie und „Lebenskraft“ vieler Projekte geht von den jüngeren Generationen aus. Ich bezweifle beispielsweise sehr stark, dass viele Rentner plötzlich auf die Idee kommen, sich in Lipperreihe nochmal ein neues Haus zu bauen. Wenn ich die Entwicklung der „Neubausiedlung“ in den letzten 15 Jahren betrachte – vom Acker zur schicken Wohnsiedlung – so kann ich definitiv sagen, dass die dort errichteten Häuser ganz maßgebend positiv zum „Stadtbild“ (wenn man es so nennen möchte) von unserem Dorf beitragen.

Aus meiner, zugegebenermaßen vielleicht etwas vereinfachten Sicht, denke ich, dass Geld in unserer Gesellschaft meistens dort fließt, wo in den nächsten Jahren Entwicklung und Wachstum zu vermuten sind. Ich denke nicht, dass unsere Verwaltungsbehörden viel Geld in den Erhalt und die Entwicklung der „Infrastruktur“ in Lipperreihe stecken werden, wenn nicht davon auszugehen ist, dass sich diese Ausgaben in den nächsten Jahren irgendwie rechnen. Denke ich all diese Überlegungen konsequent zu Ende, so komme ich zu dem Schluss, dass ohne Grundschule – also ohne junge Leute – nicht nur das Durchschnittsalter steigt, sondern sich auch das Stadtbild nicht erneuert, die Bevölkerung nach und nach verstirbt und das politische bzw. ökonomische Interesse an unserem Dorf noch weiter abnimmt, als es eh schon der Fall ist. Kurz gesagt: Lipperreihe stirbt im schlimmsten Fall nach und nach aus und liegt brach!

Ich würde vermuten, dass die von mir beschriebenen Auswirkungen erst in den nächsten zehn bis fünfzehn Jahren spürbar werden…ich glaube aber, dass die Schließung der Grundschule auch kurzfristig einige negative Folgen mit sich bringen würde und das führt mich zu Punkt zwei.

2) In meiner Wahrnehmung, hat sich das Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche in den letzten Jahren verglichen mit der Einwohnerzahl unseres Dorfes erstaunlich erhöht. Ich sehe auch hier wieder einen klaren Zusammenhang zwischen der Grundschule Lipperreihe und Nutzung dieser Freizeitangebote. Nahezu alle Kinder die zurzeit die Jungschar in Lipperreihe besuchen, wohnen auch in Lipperreihe. Mit der Schließung der Grundschule Lipperreihe, würde sich nicht nur der Ort des Schulbesuchs für die meisten Kinder ändern, sondern auch die sozialen Gruppen, in denen sie verkehren und die geografische Lokation dieser Gruppen: Es ist viel naheliegender, nach der Schule noch einen Freund zu besuchen, der sowieso schon in der Südstadt wohnt (also in unmittelbarer Nähe der Grundschule), als erst gemeinsam mit dem Bus nach Lipperreihe zu fahren, um dann hier gemeinsam die Jungschar, den Konfirmandenunterricht zu besuchen oder das Sportangebot wahrzunehmen. Ich denke, dass wir durch die Schließung der Grundschule die Kinder unseres Dorfes quasi zwingen, sich anderswo zu treffen und ihre Zeit zu verbringen (obwohl es auch hier Freizeitangebote gäbe).
Dieser Überlegung ist es auch geschuldet, dass ich einer offenen Jugendarbeit der AWO in den Räumen der Schule keine allzu großen Chancen zurechne…aus meiner persönlichen Erfahrung würde ich sagen, dass sich dieser Jugendarbeit direkt zwei große Probleme in den Weg stellen: Erstens, das bereits genannte Problem der Lokation der sozialen Gruppen und die Verlagerung dieser in andere Dörfer. Zweitens die Bewertung von Jugendarbeit durch Kinder, in deren Klassen und Freundeskreisen: Jugendgruppen sind selten wirklich „cool“ (gemeint ist, das Ansehen von „Jugendgruppen“ in Schulklassen und Freundeskreisen) und ich würde vermuten, dass nur vergleichsweise wenig Leute sich von ihrem Schulfreundeskreis entfernen würden, nur um eine Jugendgruppe zu besuchen, die geografisch näher an ihrem Wohnort liegt. Aus „Mitarbeitersicht“, würde wir uns also quasi selbst Klientel „klauen“.

3.4 Angebote für Senioren, Jugend, Mittleres Alter, Vereinsleben

Diese Arbeitsgruppe hatte ein weites Themenfeld und konnte deshalb Themen nur anreißen. Eine Aufteilung in Anliegen-Schwerpunkte war wegen der begrenzten Zeit nicht möglich. Es handelte sich um etwas über 30 Personen im Cluster Ü50 (wenige) bis Ü70. Ü40 waren nicht beteiligt.

3.4.1 Das wichtigste Thema auch hier – die Grundschule – trotz der Altersgruppen

Der gemeinsame Grundkonsens und am häufigsten thematisiert: „Die Grundschule muss bleiben“ (Abstimmung bei 3 Gegenstimmen). Die Argumente waren:

  • Schule, KiTa, Sportangebote bilden eine kompakte Einheit. Bitte, zerstört sie nicht. Sonst wird hier eine Negativ-Spirale in Gang gesetzt.
  • Es gibt in Oerlinghausen keine vergleichbare kompakte Sportstätte, die so lange geöffnet und für viele Gruppen und Nutzer attraktiv ist.
  • Der Erfolg der größten Jugendabteilung eines Oerlinghauser Sportvereins hängt mit dieser Einheit zusammen.
  • Aus eigener Erfahrung und aus familiärem wie nachbarschaftlichem Kontext wäre eine Abwertung der Lebensqualität im Ortsteil die Folge.
  • Schule/Sport/Senioren sind praktisch schon ein Mehrgenerationen-Treff, denn die Angebote des TuS richten sich an alle Generationen.
  • Last but not least: „Warum eigentlich soll die Schule hier weg?“ Sie ist ein gutes und bewährtes Angebot in einer sicheren Umgebung mit viel Bewegungsfreiheit für die Kinder, bietet Expansionsmöglichkeiten für den Anbau und ist verkehrstechnisch gut zu erreichen.

3.4.2 Zweithäufigstes Thema: Wohnen für Senioren

  • Altengerechtes Wohnen (4 mal), betreutes Wohnen (5 mal) gewünscht, angesiedelt im Ortskern, wegen guter Erreichbarkeit von Ärzten, Einzelhandel, Bushaltestelle, Bank, Post etc. und der Möglichkeit das Zentrum Lipperreihes zum „allgemeinen Treffpunkt“ zu gestalten. Es gibt den Wunsch nach Informationen über das Konzept in der Sennestädter Elbeallee.
  • Mehrgenerationenhäuser sind ebenfalls Thema, präferiert in der Nähe der Kirche. Informationen darüber, was sich bei dieser Bauform bewährt hat, sind gewünscht.
  • Erreichbarkeit von Fachärzten und Bahnhof stellt für Senioren ein Problem dar.

3.4.3 Dritter Schwerpunkt: Vereinsleben

  • Für viele Ehrenamtliche und Mitglieder des TuS ist die Diskussion um Aufgabe des Schulstandortes auch eine Gefährdung des Erfolgs ihrer ehrenamtlichen Arbeit.
  • In Lipperreihe gibt es eine der größten Jugendabteilungen Lippes, aber innerstädtisch die schlechtesten Sportanlagen. Immer wieder wurden Anträge auf Erneuerung abgelehnt, das Gefühl „Lipperreihe ist das fünfte Rad in Oerlinghausen“ hat sich hier verstärkt.
  • Etliche AWO-Mitglieder wünschen sich langfristig wieder eigene Räume (5 Nennungen).
  • Insgesamt plädieren Engagierte dafür, dass das Vereinsleben „nicht untergebuttert“ wird. Das gilt auch für die Wahrnehmung hohen ehrenamtlichen Engagements in den anderen Vereinen, Nabu, Dalbker Schützen mit einer erfolgreichen Jugendsport-Abteilung, Tauchclub Aquatica mit einem attraktiven Jugendangebot, Jungschar und Jugendkreis der Kirchengemeinde, etc.

3.4.4 Sichere Wege

Beleuchtung und Sicherheit der Fußwege wurde mehrfach thematisiert, z.B. Buchweizenweg (auch Schulweg).

3.4.5 Sonstiges

Einige Beiträge sorgten sich auch um Jugendliche zwischen 11 und 17 Jahren, die nicht in Vereinen organisiert sind, sondern sich informell an verschiedenen Orten in Lipperreihe treffen. Hier gingen die Meinungen auseinander, ob es überhaupt im Sinne der jungen Bürger ist, betreute Angebote zu machen, ob sie dadurch überhaupt erreicht würden, oder nur eine Konkurrenz zu bestehenden Vereinen aufgebaut würde. In der Kernstadt und der Südstadt gibt es ja Stadtteil-Angebote, die von vielen Cliquen nicht angenommen werden, die sich lieber selbst organisieren.
Eine Teilnehmerin brachte auch Angebote und Unterstützung junger Mütter im Stadtteil in die Diskussion ein.

3.4.6 Fazit und Ausblick

Eine sehr engagierte Gesprächsrunde mit Teilnehmern, die viel Expertise und Kompetenz einbrachten und eine gute Vernetzung. Es lohnt sich, an einigen der Themen weiter zu arbeiten.

3.4.6.1 Altengerechtes Wohnen

In Zusammenarbeit mit AWO und anderen Senioren Kontakte zu Modellbeispielen knüpfen (Elbeallee, Mehrgenerationenhaus Lemgo) und die Diskussion weiterführen.

3.4.6.2 Angebote für die Jugend

Es sollte versucht werden, die 12 – 20 jährigen zu einem Bürgergespräch einzuladen, um ihre Sicht der Dinge in den Dialog einfließen zu lassen. Es sollten auch Kontakte zu den Mitarbeitern der Jugendabteilungen der Vereine geknüpft werden.

3.4.6.3 Darstellung/Vernetzung

Eine Darstellung und Vernetzung davon, was im Ortsteil angeboten wird, sollte vorangetrieben werden.

3.4.6.4 Sichere Wege

Das Thema sichere Wege ist ein überschaubares Ziel, das wir zeitnah auf den Weg bringen können.

3.5 Ver- und Entsorgung

Die Umsetzung des cima Einzelhandelsgutachten widerspricht den strategischen Stadtzielen, zumindest in der Interpretation aus Abschnitt 3.1.2, denn effektiv wird Lipperreihe hierin als Nahversorgungszentrum aufgegeben. Es wäre im Sinne der strategischen Stadtziele die notwendige Aufgabe des Rates, der Verwaltung und des Bürgermeisters gewesen, hier gegenzusteuern. Es ist aber das Gegenteil passiert. Über die Gründe hierfür ist unter den Bürgern viel gemutmaßt worden; der gesamte Vorgang hat zu einem erheblichen Vertrauensverlust der Lipperreiher Bürger gegenüber Rat, Parteien und Bürgermeister geführt.

Man hat das Gefühl, es ist geplant, Lipperreihe langfristig zu einem Anhängsel der Südstadt bezüglich Ver- und Entsorgung zu machen. Auch die Entwicklung bei der Standortfrage zur Grundschule deutet wieder in diese Richtung.

Die Forderung der Bürger Lipperreihes an Parteien, Rat, Verwaltung und Bürgermeister lautet: Nehmt entweder die strategischen Stadtziele für alle Stadtteile ernst und handelt entsprechend oder legt den Plan für die langfristige Aufgabe Lipperreihes als Stadtteil offen auf den Tisch.

3.6 Ist Lipperreihe das „fünfte Rad“ am Wagen Oerlinghausen?

Die Gruppe (nur 4 Teilnehmer) stellte zunächst ein paar Vergleiche an:

3.6.1 Turnhalle

Lipperreihe: Nicht ganz eine Einfachhalle
Helpup: Doppelhalle & Einzelhalle dazu
Südstadt: Doppelhalle
Kernstadt: Dreifachhalle

Information von Herrn Abel: Eine neue Turnhalle in Lipperreihe stand zunächst auf der Dringlichkeitsliste des Kreises Lippe weit oben, wurde dann aber zugunsten einer neuen Halle für Helpup gestrichen.

3.6.2 Sportplätze

Lipperreihe: Belag war damals Standard, ist aber zu verletzungsanfällig. Keine Sanitärräume.
Südstadt: TSV hat Kunstrasen – neu
Helpup: Rasenplatz

3.6.3 Kinderspielplätze

Die Verwaltung hat Ende November 2016 neues Spielplatzkonzept vorgeschlagen, das jetzt politisch beraten wird. Grundidee: Aufgabe einiger Spielplätze, Schaffung größerer Spielplätze an zentralen Orten. Die Umsetzung soll auf mehrere Jahre verteilt werden. Die vorgeschlagene Reihenfolge:

  1. Südstadt
  2. Kernstadt
  3. Helpup
  4. Währentrup (Teil von Helpup)
  5. Lipperreihe

Im Fall der Schließung der Grundschule sollen 2 von 4 Spielplätzen wegfallen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Spielplatz „Am Brinkhof“ bereits geschlossen wurde. Lipperreihe soll also als letzter Stadtteil saniert werden und dabei 3 von ehemals 5 (= 60%) Spielplätzen verlieren.

In den anderen Stadtteilen sieht es hingegen so aus: Spielplätze in Oerlinghausen gibt es heute 28, davon in Lipperreihe 4, also 24 ohne Lipperreihe. Zu schließen in Oerlinghausen gesamt: 11, davon Lipperreihe 2 (ohne Am Brinkhof) = 9 Spielplätze ohne Lipperreihe. 9 von 24 entspricht 37,5% im Durchschnitt ohne Lipperreihe.

Wieder einmal gilt: Lipperreihe kommt als letztes dran und trägt im Fall der Grundschulschließung den größten Teil der Last. Wobei unsicher ist, ob die Mittel überhaupt bis zum Ende reichen werden.

3.6.4 Entwicklungsplanung

Der Quartierplan gilt nur für die Kernstadt und die Südstadt.

3.6.5 Allgemein

Beleuchtung: Kein übergreifendes Konzept, viele dunkle Stellen in Lipperreihe
Gehwege: Unzulängliche Überprüfung der Verkehrssicherheit

3.6.6 Fazit der Arbeitsgruppe

Die systematische Benachteiligung von Lipperreihe ist derzeit nicht bewiesen aber auch nicht ausgeschlossen. Es müssen weitere Fakten gesammelt werden. Hierzu wäre es z.B. interessant, die Beträge von 2016 bis 1969 zu kennen, die pro Jahr von der Stadt in den unterschiedlichen Stadtteilen für städtische Aufgaben, Wirtschaftsförderung und Infrastruktur aufgewendet wurden.

4 Vorläufiges Fazit

Die Teilnehmer der Bürgerversammlung in Lipperreihe wünschen sich vom Bürgermeister, der Verwaltung und dem Rat der Stadt Oerlinghausen ein transparentes Entscheidungsverfahren, in dem die hier vorgebrachten Argumente Berücksichtigung finden.

  • Abgleich der Entscheidungen mit den strategischen Stadtzielen
  • Bessere Berücksichtigung des Willens der Bürger.
  • Erstellung von Zahlen, Daten und Fakten für ein transparentes Entscheidungsverfahren.
  • Erstellung eines ganzheitlichen Entwicklungsplans für die Stadtteile Lipperreihe und Südstadt, bevor z.B. über „einen“ Grundschulstandort entschieden wird.

4.1 Anforderungen

4.1.1 Thema Grundschulstandorte

Konkret fordern wir die Verwaltung und den Rat auf, in Bezug auf die Grundschulplanung in Oerlinghausen mindestens die folgenden Alternativen vor einer Entscheidung in dieser Frage gleichwertig zu prüfen:

  1. Neubau mit 3 Zügen in der Südstadt und Schließung des Standortes Lipperreihe;
  2. Neubau mit 3 Zügen in Lipperreihe und Schließung des Standortes Südstadt;
  3. Neubau mit 2 Zügen in der Südstadt, Maßvolle Renovierung Helpup und Lipperreihe mit dem Ziel eines jeweils zweizügigen Betriebs;
  4. Maßvolle Renovierung und Ausbau des bestehenden Standorts Lipperreihe für 3 Züge und Schließung des Standortes Südstadt.

Dabei sollen sowohl quantitative Auswirkungen (z.B. Investitionen, laufende Kosten, Zusatzkosten wie z.B. Verkehrsanbindung) als auch qualitative Auswirkungen (z.B. Beeinträchtigung des Schulbetriebs während der Umbau-/Neubauphase, Auswirkung auf den Stadtteil, alternative Nutzungsmöglichkeiten) dargestellt werden: In allen Varianten soll der Bedarf für den offenen Ganztag berücksichtigt werden. Ferner soll die Verwaltung die Vor- und Nachteile eines Grundschulverbundes zwischen den den Standorten Lipperreihe und Südstadt oder Lipperreihe, Südstadt und Helpup prüfen.

Begründung: Die Stadt Oerlinghausen prüft eine der größten Investitionen in der Stadtgeschichte mit erheblichen Auswirkungen auf die betroffenen Stadtteile und ihre Bürger für viele Jahrzehnte. Eine so wesentliche Entscheidung sollte erst nach umfassender Prüfung aller denkbaren Alternativen getroffen werden. Ebenso sollten die Bürger umfassend informiert (z.B. durch detaillierte Publikation der Zahlen der Alternativen) und in die Entscheidungsfindung mit eingebunden werden.

4.1.2 Thema Schülerzahlen

Für eine differenziertere Betrachtung der Situation sind die vergangenen und prognostizierten Schülerzahlen interessant, und zwar strikt in den jeweiligen Stadtteilgrenzen (die Südstadt als eigener Stadtteil betrachtet). Die Zahlen sollten also jeweils für die Kernstadt, die Südstadt, Helpup und Lipperreihe vorgelegt werden. Parallel sind hierzu die Einwohnerzahlen in den angegebenen Stadtteilen von Interesse.

4.1.3 Thema „5. Rad Lipperreihe“

Bereitstellung der Beträge in Euro von 2016 bis 1969, die pro Jahr von der Stadt in den unterschiedlichen Stadtteilen (Kernstadt, Südstadt, Helpup, Lipperreihe) für städtische Aufgaben, Wirtschaftsförderung und Infrastruktur aufgewendet wurden.

4.1.4 Thema Flächennutzungsplan / Baugebiete

Die aufgeworfenen Fragen und Vorschläge bei diesem Thema verlangen zur Bewertung und Umsetzung die genaue Kenntnis heutiger Gegebenheiten (teilweise vertraulich, wie z.B. Eigentumsfragen), umfangreiche rechtliche Kenntnisse zur Weiterentwicklung und Änderung bestehender Pläne, Kontakte zu übergeordneten Verwaltungen wie Kreis, Regierungspräsidium und ggf. Land, u.v.m. Eine Fortführung des Themas ist daher nur in enger Kooperation mit dem Rat und der Verwaltung möglich bzw. nur durch diese möglich. Gewünscht wird eine

  • Identifikation/Ausweisung/Darstellung von vorhandenen Baulücken (Anzahl/Fläche)
  • Identifikation/Ausweisung/Darstellung von Grundstücken für eine potentielle Hinterbebauung (Anzahl/Fläche)
  • Identifikation/Ausweisung/Darstellung von noch verfügbare Freiflächen in ausgewiesenen Baugebieten (Anzahl/Fläche)
  • Identifikation/Ausweisung/Darstellung von ausgewiesenen Baugebieten ohne Bebauung (Fläche)

5 Quellen / Literatur

  • Beck’scher Bilanz-Kommentar, 10. Auflage
  • cima. Einzelhandelsgutachten Oerlinghausen ( CIMA Beratung + Management GmbH)
  • Dollase (2015): Gruppen im Elementarbereich, Stuttgart
  • Präsentation: Weiterentwicklung des Grundschulverbundes Lipperreihe/Süd
  • Wikipedia
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 Veröffentlicht von am 9. Januar 2017